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LFP-Grundlagen: Befestigungssysteme für großformatige Drucke

Sollen Großformatdrucke optimale Wirkung erzielen, kommt es nicht nur auf die Qualität der Medien und der Tinten an. Vielmehr ist auch die Wahl der richtigen Befestigungstechnik von entscheidender Bedeutung. Und dieses Thema ist eine Wissenschaft für sich – mit der sich Michael Ulbricht und Nicolas Piontkowitz von Fujifilm besonders intensiv beschäftigen.

Angefangen bei Rahmen, Würfeln und Wänden über verschachtelte Quader, leuchtende Körper oder abgehängte Ellipsen und Zylinder für die Indoor-Werbung bis hin zu Wechselsystemen, Fassadenverkleidung und Liftsystemen für die Outdoor-Werbung – nie zuvor gab es derart vielfältige Möglichkeiten, mit digitalen Großbildern, wie beispielsweise Textilgrafiken, potenzielle Kunden zu begeistern. Was aber einerseits ein Segen ist, kann andererseits durchaus Kopfzerbrechen bereiten. Wie konkret präsentieren wir uns denn nun? Welche Möglichkeiten haben wir? Was lässt sich verwirklichen? Welche Kosten müssen wir kalkulieren? Und was müssen wir bei der Umsetzung berücksichtigen? Das sind nur einige Fragen, die sich ergeben, sobald man etwas tiefer in die Thematik Trägersysteme für digitale Großbilder einsteigt.

Wer sich in das komplexe Thema nicht selbst einarbeiten mag, holt sich am besten Rat bei Experten, die sich täglich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen und sich im Rahmen zahlloser Projekte über Jahre hinweg entsprechend umfassendes Praxis-Know-how angeeignet haben. Sie wissen genau, was umsetzbar ist. Im Idealfall lassen sich Experten bei den Herstellern der entsprechenden Systeme regelmäßig schulen, welche neuen bzw. erweiterten Möglichkeiten sich in diesem Feld auftun. Damit haben sie nicht nur den Überblick über das gesamte am Markt verfügbare Angebot, sondern wissen auch genau, welche Innovationen zu welchem Preis die beste Optik garantieren.

Gummilippenprofile – die elegante Lösung

Angesichts der Komplexität des Themas können in diesem Artikel nur einige Möglichkeiten angesprochen werden: Bei Textilspannsystemen ist die Kombination aus Aluminiumrahmen und sogenannten Gummilippenprofilen vom Markt nicht mehr wegzudenken. Sie sind die einfachste Lösung und machen das Auswechseln von Bildmotiven für einzelne Personen, selbst für Laien, binnen weniger Minuten zum Kinderspiel. Zu diesem Zweck werden an die Textilgrafiken umlaufend Gummikeder – auch Paspelbänder genannt – genäht, die später in die Kederkanäle der Aluminiumrahmen einfach eingeschoben werden. Schon sind die textilen Grafiken gespannt.

Bei diesen Gummikedern handelt es sich um schmale, transparente PVC-Streifen, die an den Textildruck angebracht werden. Das funktioniert in Eigenregie mit jeder konventionellen Nähmaschine, die auch etwas stärkere Materialien wie zum Beispiel Leder verarbeiten kann. Oder man übergibt den Job kurzerhand an geübte Näherinnen. So oder so: Beim Konfektionieren der Textilgrafiken ist Erfahrung gefragt. Der Gummikeder muss auf der Rückseite bündig umlaufend angenäht werden. Dabei gilt zu beachten, dass sich jedes Textil hinsichtlich seiner Flexibilität anders verhält. Am Besten einfach beim Anbieter des Bedruckstoffs Rat einholen. Besonders gute Ergebnisse sind mit extrem feinem, acrylbeschichtetem Polyestergewebe erzielbar, das maximale Farbbrillanz und satte, leuchtende Farben garantiert. Je nach Nutzung, etwa für Messen, sollte man immer darauf achten, dass das Material auch mit Schwerentflammbarkeit nach B1-Norm aufwartet. Derzeit laufen Versuche mit selbstklebenden Kedern, die das Annähen ersparen bzw. Korrekturen erleichtern. Es ist allerdings noch offen, ob sich solche Keder tatsächlich als praktikabel erweisen werden.

Insbesondere im konventionellen Messe- und Ladenbau werden die nahezu unsichtbaren Aluminiumrahmen gerne eingesetzt – sind die Stecksysteme doch leicht aufzubauen, jederzeit erweiterbar und lassen sich obendrein wiederverwenden. Alles Gründe, warum sie heute auch in Kaufhäusern, Supermärkten oder Boutiquen zum täglichen Bild gehören. Ihren Einsatzmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt, dafür sorgt schon die Vielfalt der am Markt verfügbaren Profile. Vereinfacht kann man ihre Anwendungen in vier Bereiche unterteilen: Freisteher, Wandbefestigung, Abhänger und hinterleuchteter Rahmen.

Bunte Einsatzmöglichkeiten

Ob als Raumtrenner oder als Rückwand auf Messen – sollen die Profile als Freisteher eingesetzt werden, lassen sie sich wahlweise ein- oder beidseitig mit Grafiken bespielen. Dank Profilverbinder können dabei sowohl die Breite als auch die Höhe der Textilspannrahmen flexibel gestaltet werden. Bei weiten Strecken gilt allerdings zu berücksichtigen, dass die Profile mit ausreichend Streben gestützt werden, da ansonsten nicht die erforderliche Spannung gegeben ist. Für den sicheren Stand der Freisteher sorgen Füße, die es je nach gewünschtem Einsatzbereich in verschiedenen Varianten gibt. Bei sehr hohen Konstruktionen empfiehlt es sich, die Rahmen mit Drahtseilen oder Riggs (Alu- oder Stahlträger-Systeme) abzufangen.

Auch bei Wandbefestigungen gilt für die Optik: je schmaler, desto eleganter. Eine besonders attraktive Lösung sind sogenannte Slim-Profile, also Textilrahmen, die direkt an die Wand geschraubt werden. Bei 17,5 mm Profilstärke ergibt sich eine superflache Optik bei gleichzeitig günstigem Preis.

Insbesondere im Messebau werden von der Decke abgehängte Textilspannrahmen als Fernwirkelemente häufig nachgefragt. Als Alternative zu kostenintensiven konventionellen Lösungen eröffnen sie viele Möglichkeiten für individuelle, sehr hochwertige Messepräsentationen. Die Spannrahmen selbst sind meist fast unsichtbar. Bei der Formgebung haben die Messebauer praktisch vollkommen freie Hand. Über einfache geometrische Formen hinaus sieht man heute auf Ausstellungen auch alle nur denkbaren Varianten individuell gebogener Kreise, Ellipsen und Zylinder. 

Eine spezielle Variante bei Textilspannrahmen sind sogenannte »Akustik-Bilder«. Sie werden unter anderem in Büroräumen, Gaststätten oder auch Wohn-räumen eingesetzt, um die Raumakustik zu verbessern. Strategisch richtig platziert, können sie vor allem in hallenden Räumen im Hinblick auf die Akustik geradezu Wunder bewirken. Zu diesem Anwendungszweck werden die Textilspannrahmen kurzerhand mit absorptions-fähigen Materialien bestückt, bedruckt natürlich mit den Wunschmotiven der Kunden. 

Besonders interessante optische Effekte lassen sich mit beleuchten Textilspann-rahmen erzeugen. Dabei ist häufig eine flache Optik gefragt, allerdings hat die Profiltiefe einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Kosten. Man könnte meinen, dass dünnere Profile eine günstige Variante sind, weil weniger Material eingesetzt wird. Doch weit gefehlt: Bei geringerer Profiltiefe haben die im Kasteninneren verbauten LED-Streifen weniger Platz, das Licht gleichmäßig zu streuen. Folglich werden mehr kostspielige LED-Bahnen benötigt, um eine homogene Ausleuchtung zu erzielen. Bei tieferen Profilen dagegen lässt sich wahlweise mit LED-Bahnen oder gekapselten Leuchtstoffröhren arbeiten. Zwischen ihnen kann ein größerer Abstand gelassen werden, damit die Lichtstreuung auf die angestrahlten Medien erheblich breiter wird. Das spart Kosten und reduziert signifikant den Energieverbrauch.

In Außenbereichen groß herauskommen

Noch ein paar Worte zu den Angeboten für die Outdoor-Werbung: Hier stehen die 2-Kanal-Kederschienen als Rahmensysteme in Kombination mit Frontlit- oder Mesh-Geweben hoch im Kurs. Dabei sind Breiten von mehr als 50 Metern keine Seltenheit. Deshalb gelten besondere statische Anforderungen an die Rahmensysteme. Je größer die Rahmen, desto enger müssen die Abstandshalter gesetzt werden, damit der Wind keine Angriffsfläche findet. Das ist ein gravierender Unterschied zu Befestigungen mit Ösen oder Drahtseilsystemen, die schlicht nicht ausreichend Spannung bilden, um das Entstehen einer Windsackbildung und damit verbundenen Segelkräften zu verhindern. Noch größer heraus kommen Werbeaktivitäten in Form von Fassadenverkleidungen. Hier kann die Spanntechnik hervorragend als architektonisches Element eingesetzt werden, um unschöne Fassaden hinter attraktiven Grafiken verschwinden zu lassen.

Darüber hinaus gibt es Liftsysteme, bei denen die Grafiken über Kurbelsysteme aufgespannt werden können. Das erleichtert den Austausch der Werbung, denn weder Steiger noch andere Montagehilfen werden benötigt. Hier werden Varianten für Hausfassaden sowie ein- und doppelseitige Liftsysteme für mobile oder fest installierte Einsätze angeboten. Erst ab Windstärke acht empfiehlt es sich, die Drucke einzufahren – was leicht binnen zehn Minuten geschehen ist.

Michael Ulbricht und Nicolas Piontkowitz

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