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Expertentalk: Auswahl von Bedruckstoffen für den Digitaldruck

Planlage, Curling-Verhalten, Kratz(un-)empfindlichkeit, Haltbarkeit und Druckqualität – bei Displayfilmen trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Damit Displays an ihrem Einsatzort tatsächlich die gewünschte verkaufs- oder imagefördernde Wirkung erzielen, sollten bei der Auswahl der entsprechenden Bedruckstoffe verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. (LARGE FORMAT 1/13)

Testform für Digitaldruck
Eine Testform für Digitaldruck.

 Displayfilme lassen sich grundsätzlich in drei Kategorien einteilen: Premium-Filme decken höchste Ansprüche an langfristige Haltbarkeit und Qualität ab. Ein häufiger Auf- und Abbau ist somit gar kein Problem. Allein aus diesem Grund ist ihr meist etwas höherer Preis bei entsprechenden Anwendungen gut investiertes Geld. Produkte der Advanced-Kategorie stehen für mittelfristige Haltbarkeit bei gleichzeitig guter bis sehr guter Qualität. Auch diese können mehrfach eingesetzt werden. Preisbewusste Kunden, die bei zeitlich befristeten Promotions in Sachen Qualität keinerlei Abstriche in Kauf nehmen wollen, kommen bei diesen Medien voll auf ihre Kosten. Die Domäne der Standard-Displayfilme wiederum sind kurzfristige Einsätze, bei denen die Medien nicht allzu sehr beansprucht werden. Hier bieten sie ein perfektes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Lebensdauer dieser Displayfilme ist je nachdem auf ein bis vielleicht drei Einsätze begrenzt.Am Point-of-Sale, auf Messen und Ausstellungen, auf Empfangs- und Infotheken oder bei mobilen Präsentationen – hier kommen Displays besonders häufig zum Einsatz. Alle diese Orte haben eines gemeinsam: die besondere Nähe zu Kunden. Hier ist der beste Eindruck gerade eben gut genug. Deshalb müssen auch Standard-Displayfilme bestimmte Kriterien erfüllen, um überhaupt dieses Prädikat tragen zu dürfen. Achtung: Auf dem Markt sind durchaus auch Bedruckstoffe verfügbar, die nicht zu empfehlen sind. Daher ein paar Tipps, worauf Sie als Käufer achten sollten.

Aufwändiges Testverfahren

Wie finden die einzelnen Roll-up- und Pop-up-
Displayfilme eigentlich ihren Weg in die verschiedenen Qualitäts-Kategorien? Indem sie beim Anbieter jeweils mit Hilfe einer anspruchsvollen Drucktestform und im Rahmen eines standardisierten Prüfprozesses auf Herz und Nieren getestet werden – sowohl mit UV-, Solvent- und Latex-Tinten als auch mit wasserbasierenden Pigment- und Dye-Tinten, um die Tintenkompatibilität der Medien beurteilen zu können. Wir bei Fujifilm bewerten dabei mehr als zehn verschiedene Merkmale wie die optische Wirkung, das Druckverhalten, die Druckqualität und die Weiterverarbeitbarkeit der Bedruckstoffe jeweils mit Noten von eins bis vier. Die Ergebnisse der detaillierten Auswertungen entscheiden am Ende, welchem Level die Filme zugeordnet und ob sie in das Angebotsportfolio aufgenommen werden.

Elementar wichtig: die Druckeigenschaften

Aufgabe einer Drucktestform ist es, die Stärken und Schwächen der Materialien in Sachen Druckqualität aufzudecken. Zu diesem Zweck enthält die Form neben detailreichen Farbbildern mit kritischen Farben wie unter anderem Hauttönen auch Schwarzweiß-Bilder, Verläufe, Volltonflächen und eine Reihe weiterer Prüffelder. Kurz: Sämtliche Aspekte, die später die Wirkung der Displays in der Praxis ausmachen, werden im Test berücksichtigt: Wie stark bluten die Tinten auf Material XY aus? Gerade bei Farbwechseln sowie bei feinen Linien und Rastern kann das Bleeding kritisch werden. Wie auch bei vielen anderen Faktoren der Qualität lässt sich dem Ausbluten mit Hilfe der Profile und der Druckeinstellungen (beim Tintenauftrag und bei der Auflösung) begrenzt entgegenwirken. Viel mehr ins Gewicht fallen die tatsächlich großen qualitativen Unterschiede von Material zu Material.So auch beim Overinking: Wie gut ist die Tintenverträglichkeit des Displayfilms? Fangen Druckbilder bei höherem Tintenauftrag gleich an zu schimmern bzw. zu schillern, wirken sie besonders an dunklen Stellen matt und flau, bilden sich so genannte Seen (nasse Stellen), verlaufen Farben und fransen Kanten aus, kann es sich nicht um einen Premium-Film handeln. Genauso wenig, wenn Druckbilder auf die Rückseiten der Substrate durchscheinen oder sich Wellen bilden, sobald auf die Bedruckstoffe etwas mehr Tinte aufgetragen wird. Das ist häufig bei zu dünnen oder zu druckempfindlichen Displayfilmen der Fall. Bei manchen Displayfilmen mangelt es wiederum bei der Farbannahme (Ink Trapping). Flaue oder wenig farbstarke Druckbilder sind die Folge. Gründe für die schwächelnde Farbannahme können sowohl Beschichtungsfehler als auch im Nass-in-Nass-Druck der Auftrag mehrerer Farbschichten übereinander sein. Ein weiteres Merkmal hochwertiger Displayfilme: Bei guten Druckbedingungen verbinden sich die Tinten perfekt mit dem Material. Die Drucke sind kratz-unempfindlich. Das ist ein wichtiger Aspekt – kann es doch in der Weiterverarbeitung der bedruckten Medien sowie bei Transporten zu mechanischen Beanspruchungen kommen. Gleiches gilt für Wasser und Feuchtigkeit. Faustregel: Wasserbasierende Tinten sind empfindlicher als Solvent- oder gar UV-Tinten. Auch Beschichtung sowie die Filmart bestimmen die Kratzempfindlichkeit und Wischfestigkeit von Displayfilmen.

Der reinste Hürdenlauf

Wie gut schneidet Bedruckstoff YZ in Sachen Graubalance ab? Auch die Antwort auf diese Frage entscheidet über die Tauglichkeit von Displayfilmen für bestimmte Einsatzzwecke. Gefragt ist eine
Wiedergabe ohne jeden Farbstich gerade in neutralen Tönen. Bei dieser Neutralität sollte es auch auf Dauer bleiben. Das indessen ist nicht selbstver-ständlich. Vielmehr gibt es Materialien mit Anteilen optischer Aufheller in der Oberflächenbeschichtung, bei denen sich Druckbilder nachträglich verfärben. Ein verdecktes Manko, das mit Hilfe der Materialtests sicher umschifft werden kann. Noch etwas ist hier zu berücksichtigen: Der Papierweißton (der Weißheitsgrad des Bedruckstoffes) beeinflusst ebenfalls den visuellen Eindruck der bedruckten Displayfilme. Kritisch auch, wenn Materialien unsauber in Drucksysteme eingezogen werden oder in diesen »wandern«. Dann entstehen in den Druckbildern unerwünschte Unschärfen, die gerade bei Schriften unschön ins Auge springen. Solche Unschärfen können auf Materialfehler zurückzuführen sein. Aber auch die Qualität des Inkjet-Drucksystems kann hier eine Rolle spielen. Bei manchen Substraten verfärbt sich wiederum unter Umständen die Beschichtung, wenn die Displayfilme nach dem Druck unzureichend belüftet werden. Dann kann die Tinte »arbeiten«. Das Ergebnis sind zum Beispiel gelbe Flecken in ansonsten hellen Bereichen. Wichtig ist auch die Kompatibilität der Bedruckstoffe mit unterschiedlichen Inkjet-Druckverfahren bzw. -Tinten. Optimal, wenn Displayfilme bei allen Drucksystemen gute Ergebnisse liefern. Hochwertige Filme müssen weitere Hürden nehmen, um in die Premium-Kategorie aufgenommen zu werden. So ist nicht nur die Beschichtung der Vorderseite, sondern auch die Beschichtung der Rückseite ein wichtiges Qualitätskriterium. Denn bei minderwertigen Materialien können sich Silberpartikel aus der Beschichtung der Rückseite lösen und im Stapel auf den Druckseiten ablagern. Das Ergebnis sind helle Punkte im Druckbild, die insbesondere in dunklen Flächen störend auffallen. Darüber hinaus kann es bei minderwertig beschichteten Rückseiten zum »Ghosting« kommen, wenn frische Drucke unzureichend ausgelüftet werden. Dann übertragen sich im Stapel Druckbilder auf die Rückseiten der Displayfilme, die zu schnell auf die frischen Drucke abgelegt werden. Hochwertige Displayfilme aus Polyester mit edlem Silberrücken sind dagegen per se unanfällig für das Ghosting. Zuletzt entscheidet auch die Planlage der Displayfilme, welchen Eindruck Sie mit Ihren Promotions hinterlassen. Bei Roll-ups schneiden Polyesterfilme mit höheren Grammaturen von 240 g / qm und 180 µm Dicke in aller Regel besser ab als dünnere Medien aus Polypropylen mit niedrigeren Flächengewichten. Bei Pop-ups liefern Polyesterfilme mit Flächengewichten um 400 g / qm und 300 µm Dicke hervorragende Ergebnisse. Stärkere Polyesterfilme schließen garantiert jegliche Curling-Effekte aus. Zudem bieten sie eine hohe Opazität, die das Durchscheinen von Druckbildern und Konturen ausschließt. Stärkere Pop-up-Materialien – insbesondere aus Hart-PVC – wiederum neigen aufgrund ihrer Steifigkeit zu starkem Curling. Manche Displayfilme erreichen bei all diesen Kategorien hervorragende Bewertungen und  finden sich in der Kategorie Premium-Filme wieder. Lassen Sie sich im Zweifelsfall von Ihrem Materiallieferanten beraten. 

Text: Svenja Schulz

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