Digitaldruck | Grafisch, 2D

IMI Industrial Inkjet Technology Showcase 2015: Blick in die Zukunft des Inkjet

Im Angelo Hotel Westpark in München kamen am 24. und 25. Juni 2015 Entwickler und Strategen aus der Inkjet-Industrie zusammen, um über jüngste strategische und technologische Entwicklungen in der Branche zu diskutieren. 

Rund 120 Interessierte waren Ende Juni 2015 nach München gekommen, um am IMI Industrial Inkjet Technology Showcase teilzunehmen. Die Veranstaltung fand in diesem Jahr mit Unterstützung der Inprint Messe (nächste Ver­anstaltung: München, 10. bis 12. November) statt. Der Vormittag des ersten Konferenztages war deshalb auch komplett dem Inprint Industrial Print Forum gewidmet. Nachdem Frazer Chesterman als Direktor und Mitgründer der Inprint die inter­nationalen Teilnehmer begrüßt hatte, war es an seinem Kollegen Marcus Timson, den ersten Vortragszug zum Thema „Brand & Retail“ zu eröffnen. Die Konferenz wurde komplett in englischer Sprache abgehalten.

Verpackung als Zukunftsmarkt des Inkjet-Drucks

Paul Jenkins als Gründer von The Pack Hub, einer auf Innovationen in der Verpackungsindustrie 
spezialisierten Beratungsagentur sprach über die Schwierigkeiten in der Verpackungsindustrie, die Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung der Druckbranche ergeben haben, auch wirklich für sich zu nutzen: Angesichts der sich ändernden Ansprüche gerade junger Käuferschichten, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen sind, ein hohes Risiko, warnte er. Denn die Retail-Landschaft ändert sich derzeit massiv: In seinem Heimatmarkt Großbritannien werden schon heute 13 % des Gesamtumsatzes im Internet getätigt, bis Ende 2006 erwartet man dort zweistellige Steigerungsraten im Online-Verkauf von Lebensmitteln. Dadurch, so Jenkins, ändert sich auch die Rolle der Ver­packung. Oftmals muss sich diese gar nicht mehr am P.o.S. bewähren, sondern vielmehr den Verbraucher direkt und individuell ansprechen. In den damit zwangsläufig sinkenden Lauflängen auch bei großen Markenartiklern sieht Jenkins eine große Chance für den Digitaldruck, und rief die Branche dazu auf, ihren Kunden hochwertige Lösungen für innovative Verpackungen anzubieten. 

Simon Edwards vom Tonejet hatte zumindest für die Getränkeindustrie auch gleich eine Lösung parat. Sein Unternehmen stellte den Tonejet Digital Can Decorator vor, ein digitales Drucksystem speziell für den Druck auf Getränkedosen aus Alu und Stahl. Es bedruckt vierfarbig bis zu 200 Dosen in der Stunde: Für Massenware ist das deutlich zu aufwendig, doch Edwards wies das Publikum auf das vor allem im anglo-amerikanischen Markt massiv wachsende Segment der so genannten Craft Drinks hin. Lokale Hersteller, vor allem von Bieren, erfreuen sich seit einigen Jahren stark steigender Nachfrage. Im Vergleich zu Großbrauereien ist ihr Ausstoß gering, doch oftmals hochpreisig: Originelle, auffällige Drucke auf den Bierdosen sind hier Teil des Konzepts. Inwieweit sich eine ähnliche Entwicklung, gerade im Bezug auf Getränkedosen, im sowohl regulatorisch als auch von den Kundenvorlieben her völlig anderen zentraleuropäischen Markt abzeichnet, blieb jedoch offen. 

Markus Benesch: Design wird durch Inkjet-Druck individuell

Der Designer Markus Benesch eröffnete einen Block, der sich mit dem Druck dekorativer Inkjet-Anwendungen beschäftigte. Benesch gilt mit seinem Unternehmen Markus Benesch Creates und dem Tapeten-Label Curious Boy als einer der ersten, der den Inkjet-Druck gezielt dazu einsetzte, Möbel, Böden und vor allem Wände mit individuell gedruckten Einzelstücken und Kleinserien zu gestalten. Frank Seemann (Erfurt & Sohn KG) ging in seinem Vortrag ebenfalls auf das Thema Tapeten ein. Der Traditionshersteller bietet nicht nur speziell für den Digitaldruck präparierte Tapeten an, sondern vertreibt unter dem Markennamen Lucy Walls auch selbst digital gedruckte Tapeten.  

Technik und Märkte für Digitaldruckereien

Nach einer kurzen Pause – das Catering während beider Tage sowie eine abendliche Cocktail-Stunde waren in der Teilnahmegebühr von knapp 600 Euro inbegriffen – startete unter dem Vorsitz von Dr. Tim Phillips (Xennia Technology) ein technischer Block. Hier war der Vortrag von Prof. Dr. Ing. Ferdinand Trier von der nahen Hochschule München besonders hervorzuheben: Er ging auf die Schwierigkeiten ein, mit Inkjet-Verfahren Glas zu bedrucken und stellte das von ihm entwickelte Sol-Gel-Verfahren vor. Mit diesem Block wurde gleich auch der Ton für den Nachmittag sowie den Vormittag des zweiten Konferenztages gesetzt: In viertelstündigen Vorträgen präsentierten die in der begleitenden Table-Top-Ausstellung vertretenen Unternehmen, darunter etwa Fujifilm Dimatix, Ricoh Europe, Agfa Graphics und Xennia Technology ihre aktuellen Produkte und Entwicklungen. 

Den Nachmittag leitete Mark Hanley (IT Strategies) mit seiner Keynote zum Thema Industrial Inkjet ein. Auch er sah im Bereich Verpackung und Label-Druck das wohl größte Wachstums-Segment im Inkjet-Druck für die kommenden Jahre und stellte einige der Hersteller und Konzepte in diesem Bereich vor. Mit dem LARGE FORMAT-Autor Thomas Gerhardt (Tojet) sowie Dr. Alan Hudd (Alchemie Technology) referierten zum Ende des ersten Tages auch zwei ausgewiesene Tinten-Spezialisten über die Kosten der Tintenentwicklung für Inkjet-Drucker sowie über Pigmenttinten. 

Am zweiten Konferenztag waren zwei weitere Keynotes angesetzt: Jason Oliver (Heidelberg) stellte in der ersten das von dem Unternehmen ent­wickelte so genannte 4D-Druck-Verfahren vor: Mit Hilfe von modernster Robotertechnik soll der Inkjet-Druck auch stark gekrümmte Oberflächen individuell dekorieren können, die derzeit dem Tampondruck vorbehalten sind. Eine der ersten Jetmaster-Dimension-Druckanlagen ist bereits seit Jahresbeginn bei der BVD Druck + Verlag AG Liechtenstein in Betrieb und bedruckt dort Bälle. Dr. Ingo Ederer von der Voxeljet AG Friedberg ging in seinem Vortrag auf Möglichkeiten und Märkte ein, die sich im 3D-Druck ergeben. Die Voxeljet AG produziert mit über 220 Mitarbeitern in der Nähe von Augsburg 3D-Drucker für den Einsatz im Formenbau, aber auch für die Herstellung von Kleinserien, und ist schon seit Ende 2013 durch seine US-Niederlassung an der New Yorker Börse gelistet. Mit dem Polypor-Zweikomponenten-System von Voxeljet lassen sich schnell und effektiv auch komplizierte und große Teile herstellen sowie eine automatisierte Produktion von 3D-Teilen einrichten. Nach dem Ende der Vorträge um 17 Uhr hatten die Delegierten noch die Möglichkeit, den Aussteller Adphos im nahen Bruckmühl zu be­suchen. Bei einem bayerischer Abend klang die Veranstaltung aus.  

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