Wissen | Inkjet-Praxis

Kommentar: Iffland AG und der Rho 1000 – Kritik am Support der Digitaldrucker

»Die Geschwindigkeit unserer Branche ist bei den meisten Zulieferern noch nicht angekommen.«

Bei der Iffland AG in Gelnhausen steht seit Mitte Januar 2010 der erste Rho 1000 der Welt. LARGE FORMAT sprach mit dem Iffland-Vorstandsvorsitzendem Alexander W. Bohlender über seine Investitionsentscheidung – und über seine Wünsche an die Hersteller. Deutlich wird dabei: Wenn der Inkjetdrucker ausserhalb der Bürozeit ausfällt, hat der Anwender den Schwarzen Peter.

Warum haben Sie sich für den Durst Rho 1000 entschieden? Welche Anwendungen wollen Sie damit hauptsächlich drucken?

Aus unserer Sicht ist der Rho 1000 derzeit das produktivste am Markt erhältliche Digitaldrucksystem, was einen wesentlichen Teil unserer Entscheidung ausmachte. Hinzu kommt, dass wir seit Mai 2008 einen Rho 800 im Einsatz haben und von der technologischen Kompetenz des Herstellers Durst überzeugt waren.

Der Rho 1000 zielt im Prinzip auf alle klassischen 4C-Anwendungen, die am P.o.S. zum Einsatz kommen. Auf Grund der hohen Produktivität betrifft das natürlich auch bisher im Siebdruck gefertigte Produkte, soweit hier nicht Eigenschaften gefordert werden, die nur im Siebdruck realisierbar sind. Ganz wesentlich ist aber, dass das Drucksystem die Flexibilität in der Auftragsbearbeitung erhöht und sich den Kundenerfordernissen in Bezug auf kleinere Losgrößen und punktgenaue Belieferung besser anpasst. 

Wie wichtig ist der Digitaldruck für Ihr Unternehmen? 

Der Digitaldruck ist unserer Auffassung  nach lediglich ein anderes, in bestimmten Bereichen mit dem Siebdruck konkurrierendes Ausgabeverfahren. Wesentlich für uns ist die Beantwortung der Frage, wie die sich ständig verändernden Kundenbedürfnisse optimal abgebildet werden können, so dass Wirtschaftlichkeit, ein hohes Maß an Termintreue und Zuverlässigkeit sowie die notwendige Flexibilität gewahrt sind. Dabei spielt der Digitaldruck eine zunehmend wichtigere Rolle. Deshalb wäre es auch nicht seriös, im Digitaldruck mehr zu sehen, als er tatsächlich ist. Und er ist mit Sicherheit weder ein »Allheilmittel« noch die Lizenz zum grenzenlosen Geldverdienen, wie das oft propagiert wird.

Vielmehr verschärfen die Innovationssprünge in diesem Bereich die strukturellen Probleme unserer Branche zusätzlich, da es allein durch die Ersatzinvestitionen schon zu erheblichen Kapazitätserweiterungen auf Grund des technischen Fortschritts kommt. Wir kennen das aus dem Offsetdruck und auch aus dem Siebdruck. Aber dennoch ist festzuhalten, dass der Trend im 4C-Geschäft derzeit eindeutig digital ist.  

Ab welcher Lauflänge ist bei Iffland Digitaldruck günstiger als der Siebdruck? 

Diese Fragestellung lässt sich nie eindeutig beantworten, da sie von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist. Ohnehin geht es längst nicht mehr allein um die Frage, welches Druckverfahren kalkulatorisch das wirtschaftlichste ist, wenngleich dies natürlich im Rahmen der Preisfindung dominiert. Oft geht es primär darum, welche Termine zu realisieren sind, wie ein Lieferfluss zu organisieren ist oder welche anderen Faktoren kundenseitig priorisiert werden.

Das kann dann auch, unabhängig von der Kalkulation, Einfluss darauf haben, wie letztendlich gedruckt wird, analog oder digital. Weiterhin lehrt uns die Realität, dass selbst wirtschaftliche Berechnungen oft zur Makulatur verkommen, da sich viele Digitaldrucker in ihrer Preisfindung offenbar nur noch davon leiten lassen, ihre Kapazitäten um jeden Preis zu füllen. Die Marktsituation im Bannerbereich gibt hier ein eindrucksvolles Beispiel, wenn sich schon die osteuropäischen Drucker über das desaströse deutsche Preisniveau beschweren. 

Welche Probleme sehen Sie derzeit beim Digitaldruck, sowohl wirtschaftlicher als auch technischer Natur? 

Ein wesentlicher Punkt im Rahmen dieser Thematik ist sicherlich die betriebliche Organisation und deren Prozesse, die sich mit der Digitalisierung der Druckverfahren zunehmend verändern. So werden z. B. die Auftragsdurchlaufzeiten immer kürzer, was den Einkauf oder aber auch die Datenvorbereitung vor neue Herausforderungen stellt. Generell ist zu konstatieren, dass die Geschwindigkeit unserer Branche bei den meisten Zulieferern noch immer nicht angekommen zu sein scheint. Eine andere Herausforderung ist, dass die Investitionszyklen kürzer werden, so dass auch der ROI in einem deutlich überschaubareren Zeithorizont zu realisieren ist.

Und letztlich verändert sich das Anforderungsprofil an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erheblich, da diese neben einer ausgeprägten Fachkompetenz nun auch die Fähigkeit zu einem in hohem Maße vernetzten Denken und Arbeiten mitbringen müssen. Um all diese Veränderungen auffangen und darstellen zu können, müssen sämtliche Prozesse geprüft und angepasst werden. Darüber hinaus gewinnt das Thema Qualifikation und Weiterbildung an Bedeutung. In der Summe ergeben sich daraus eine Vielzahl von Maßnahmen, die für die meist kleingewerblich und mittelständisch geprägten Betriebe unserer Branche nicht gerade einfach umzusetzen sind. 

Wo sehen Sie bei den Herstellern von Digitaldruckmaschinen noch Handlungsbedarf? 

Das ist in der Tat ein weites Feld. Natürlich ist es ein Vorteil, wenn ein Hersteller, wie zum Beispiel Durst, tief in die Entwicklung der Tinten involviert ist, so dass eine optimale Funktionsfähigkeit derselben gewährleistet ist. Gleichzeitig ist man natürlich mit dem Hersteller »verheiratet«, hat keine Bezugsalternativen, was jedem Einkäufer ein Graus ist. Deshalb ist es wichtig, dass die Hersteller hier fair und nachhaltig mit ihren Kunden verfahren. Wenn sie das tun, wird das Preisniveau gerade bei den Tinten auf mittlere Sicht sinken müssen, schließlich stehen die Drucker mit ihren Verkaufspreisen auch in einem zunehmend härteren Wettbewerb. Was die weitere Automatisierung betrifft, so werden die Entwicklungen ebenfalls weitergehen. Aber hier sollte man sich ebenfalls keine Illusionen machen. Auch im Siebdruck waren vollautomatische Anleger und Abstapler hinsichtlich ihrer Funktionalität bzw. der Verwendbarkeit von unterschiedlichen Materialien immer begrenzt. Hier wird man einen Mittelweg finden müssen zwischen Vielseitigkeit und Komplexität. 
Eindeutiger Handlungsbedarf besteht beim Support. Hier haben wir zum Beispiel mit Durst durchweg gute Erfahrungen gemacht, wenn es um die technische Kompetenz und Schnelligkeit geht – innerhalb der Geschäftszeiten des Maschinenherstellers. Diejenigen der Druckerei sind aber in der Regel andere und ich kenne keinen Kollegen, der hier zufrieden ist. Gerade digitale Hochleistungsdrucksysteme müssen auf Grund der kurzen Abschreibungsdauer mindestens zweischichtig an sechs Tagen in der Woche ausgelastet sein. Bei Ausfällen außerhalb der üblichen Bürozeiten ist man dann auf sich gestellt. Auch wenn wir diese Problematik zur Genüge von Herstellern unserer Siebdruckmaschinen kennen, so gibt es doch einen wesentlichen Unterschied: Analoge Technik ist in der Regel auch mit dem Betriebselektriker und einem örtlichen Maschinenbauer wieder in einen gefechtsbereiten Zustand zu versetzen. Das ist bei komplexen Digitaldrucksystemen kaum machbar. Deshalb müssen die Hersteller ihre Support-Zeiten deutlich ausweiten, wenn sie den Erfordernissen ihrer Kunden auch nur im Ansatz Rechnung tragen wollen.

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