Wissen | Archiv

SITex-Print – Feste Tinten für den Textildruck

Auch in der Textil- und Bekleidungsindustrie gewinnt die Inkjet-Drucktechnologie zunehmend an Bedeutung und bietet ein hohes Potenzial, um auf unterschiedlichsten textilen Materialien hochwertige Drucke mit guten Farbechtheiten und neuen Funktionen zu realisieren. Durch die Vielfalt der textilen Materialien benötigt man jedoch zurzeit eine große Palette verschiedener Tinten und Drucker. 

SITex-Print – Feste Tinten für den Textildruck
TonerPearls in den Farben CYMK auf der als Testdruck verwendeten schwarzen Gitterstruktur

Zudem sind oft druckspezifische Vor- und Nachbehandlungsschritte der Textilien notwendig. Jetzt soll mit einem universell einsetzbaren Drucksystem digitaler Textildruck möglich gemacht werden – unabhängig vom textilen Material.

Digitaldruck auf Textil
Nach dem heutigen Stand der Technik werden für den digitalen Inkjet-Druck auf Textil vor allem wasserbasierte Farbstofflösungen als Tinten eingesetzt, welche mittels Düsen aufgebracht und anschließend getrocknet und fixiert werden. Die Farbgebung basiert dabei auf der chemischen und physikalischen Bindung zwischen Farbstoff bzw. geeignetem Bindersystem und Textil.

Je nach zu bedruckendem textilen Material werden jedoch unterschiedliche Arten von Farbstoffe und Drucker benötigt, um ein gutes Farbbild mit den gewünschten Echtheiten zu erhalten. Zusätzlich werden druckspezifische Prozesse der Textilvorbehandlung und der Druckfertigstellung erforderlich. Mit der Verwendung von Pigment-Tinten, darunter IR-trocknenden Latex- oder UV-härtenden Tinten, wird der Druckprozess nahezu unabhängig vom textilen Substrat. Diese Tintensysteme enthalten Binder, die einen Polymerfilm oder
-Verbund bilden, um die Pigmente auf dem Textil zu fixieren. Dabei werden keine besonders hohen Druckqualitäten erreicht, zudem wird der textile Griff negativ beeinträchtig. Bei allen anderen Inkjet-Druckverfahren, die Tinten auf Wasserbasis verwenden, werden energie- und kostenintensive Trocknungs- und Fixierungsprozesse benötigt.

Im Forschungsprojekt ›SITex-Print – Solid Inks for Textile Printing‹ des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein (FTB) wird versucht, diese Nachteile durch eine umweltfreundliche und flexibel einsetzbare Drucktechnologie mit Schmelztinten zu beseitigen und damit deutlich zur Ressourcenschonung beizutragen.

Ziel ist es, ein universell einsetzbares Drucksystem inklusiv mit umweltfreundlichen, thermoplastischen Tinten zu entwickeln, mit dem hochqualitativer digitaler Textildruck unabhängig vom textilen Material möglich wird. Dabei sollen weitreichende Anwendungen im Farb- und Funktionsdruck für Textilien in den Bereichen Mode, Dekoration, Werbung, Architektur und Ladenbau möglich gemacht werden.

 

Textildruck mit thermoplastischen Schmelztinten

Die hier eingesetzte Drucktechnologie des Projektpartners Océ Technologies (CrystalPoint) mit thermoplastischen Schmelztinten wird bereits für den Farbdruck auf Papier kommerziell genutzt und liefert ein exaktes Druckbild mit hoher Konturschärfe sowie brillanten Farben und vereint die Vorteile des Toner- und Inkjet-Drucks.

Während des Druckprozesses wird die festen Tinte in Form von Kügelchen mit einem Durchmesser von circa 1 cm in den Druckköpfen aufgeschmolzen und in kleinsten Tröpfchen auf die Oberfläche geschleudert, auf der sie sofort wieder erkalten. Ein Fixier- und Trocknungsprozess entfällt. Der Wartungsaufwand ist zudem gering und Düsenverstopfungen werden nahezu ausgeschlossen.

Erste Druckexperimente an verschiedenen Materialien (Polyester, Baumwolle, Polyamid sowie entsprechenden Soft Signage-Geweben) zeigten, dass die Inkjet-Technologie mit Schmelztinten eine umweltfreundliche Möglichkeit bietet, eine oder mehrschichtige Drucke mit hoher Konturschärfe zu produzieren. Die Farbechtheiten der bedruckten Textilien beruhen hauptsächlich auf der physikalischen und adhäsiven Wechselwirkung zwischen Tinte und Textil. Zudem konnte gezeigt werden, dass u. a. unter Einsatz einfacher Vorbehandlungen in Kombination mit Niedrigtemperaturprozessen auf geeigneten PES-Geweben konturenscharfe Drucke mit ausreichenden Reibechtheiten erhalten werden können. Dies setzt besonders Anwendungen für Innendekoration (Flächenvorhänge, Rollos) oder Soft-Signage zum Bedrucken von textilen Displays, Bannern, Fahnen oder Tapeten in den Fokus. Innenanwendungen profitieren dabei zusätzlich von der lösemittel- und emissionsfreien Tintentechnologie.

Neben den bereits oben genannten Anwendungsfeldern ergeben sich weitere Anwendungspotenziale auf den Gebieten des textilen Reserve- und 3D-Drucks.

 

Über SITex-Print

Das Forschungsprojekt ›SITex-Print – Solid Inks for Textile Printing‹ des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein (FTB) ist eingegliedert in das interdisziplinäre Technologie-Kompetenz-Verbund-Projekt Funktionale Oberflächen (TKV FO) im Rahmen des INTERREG IV A-Programms Deutschland-Nederland. Im Mittelpunkt des Teilprojekts SiTex-Print steht die Entwicklung einer umweltfreundlichen Inkjet-Technologie mit thermoplastischen Tinten für neue Anwendungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie.

Das Projekt läuft noch bis zum 31. März 2015. Neben der Hochschule Niederrhein sind die Firmen Junkers & Müllers, Willy Schmitz Tuchfabrik, Océ Technologies, Print Unlimited und Xennia Holland an dem Projekt beteiligt.

Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Powered by eZ Publish™ Content Management System.
OK