Wissen | Inkjet-Praxis

Fogra PSD – Was ist der Prozess Standard Digitaldruck?

Der Prozess Standard Digitaldruck verspricht vorhersagbare Druckqualität im klein- und großformatigen Digitaldruck nach Fogra-Standard.  Fogra-Mitarbeiter Andreas Kraushaar erläutert die Vorzüge des neuen »Fogra Prozess Standard Digitaldruck«

Jede Druckerei ist um ein hohes Qualitätsniveau bemüht. Die Voraussetzung hierfür ist das Arbeiten nach sinnvollen Regeln, d. h. nach einem Standard. Bei der Standardisierung unterscheidet man zwischen Festlegungen in den relevanten Produktionsstufen (Prozess) und der Definition des resultierenden Ergebnisses1. Ersteres wird beispielsweise durch den »Prozess Standard Offsetdruck« (PSO) für die Anwendung in Druckereien seit Jahren erfolgreich umgesetzt. Der PSO setzt dabei konsequent auf die definierten Zielwerte der ISO 12647-2. Umgangssprachlich sagt man: »ISO 12647-2 definiert das Ziel, der PSO den Weg dorthin.« 

Dieses bewährte Prinzip wird nun auf den Digitaldruck übertragen. Die im Aufbau befindliche Normfamilie 15311 wird die Zielwerte für repräsentative Anwendungsfälle definieren. Teil 1 soll die Begriffe, relevanten Parameter und Messmethoden beschreiben und wurde vor kurzem als Entwurf (Englisch: Working Draft) bestätigt. Die Anforderungen an den kleinformatigen, digitalen Produktionsdruck sollen in ISO 15311-2 und diejenigen an den großformatigen Digitaldruck (LFP, Large Format Printing) in ISO 15311-3 hinterlegt werden. Beide Normteile werden gegenwärtig im zuständigen ISO-Gremium TC130 diskutiert; ein erster Entwurf steht kurz vor der Veröffentlichung. 

Beherrschbare Inkjet-Produktion

Der neue »Fogra Prozess Standard Digitaldruck« ermöglicht durch klare Schnittstellendefinitionen und objektive Prüfungen eine beherrschbare Produktion. Dazu müssen in allen Produktionsstufen wirtschaftlich und technisch sinnvolle Sollwerte und Toleranzbereiche eingehalten werden. Dies ist besonders im Digitaldruck wichtig, wo die Produktionsschritte, die eingesetzten Materialien und Ausgabeprozesse traditionell sehr vielfältig sind. 

Der Fogra-PSD verfolgt drei wesentliche Ziele. Zum Ersten werden die verschiedenen Ausgabeprozesse dahingehend geprüft, eine konstante Druckqualität zu erzielen. Zum Zweiten steht eine konsistente Farbkommunikation im Sinne einer farbgetreuen Reproduktion im Mittelpunkt (Farbtreue). Drittens wird der gesamte Arbeitsablauf einer kritischen Prüfung hinsichtlich seiner Fähigkeit zur nachhaltigen Erreichung von Qualitätskonstanz und Farbtreue unterzogen (Workflow).

Bei Berücksichtigung dieser drei Aspekte ist es möglich, Reproduktionen unabhängig von den speziellen technischen Bedingungen einer Digitaldruckmaschine bzw. von unterschiedlichen Materialien anzufertigen. Es muss lediglich bekannt sein, welche Druckbedingung bzw. welche Charakterisierungsdaten zu drucken sind, beispielsweise FOGRA39. Für den Fall der Reproduktion medienneutraler RGB-Bildbestände, d. h. unseparierter Daten, erwartet der Auftraggeber meist ein anmutungsmaximierendes (»hübsches«) Druckergebnis. In diesem Fall wird eine überschlägige Prüfung hinsichtlich der Graureproduktion und der Tonalität durchgeführt.2 

Standardisierung bedeutet also nicht, dass Materialien wie Bedruckstoffe, Tinten, Toner oder Maschinen vereinheitlicht werden müssen. Im Gegenteil: Der Fogra-PSD verfolgt das Ziel, Material- und Prozessvielfalt im Sinne guter und konsistenter Druckqualität beherrschbar und nutzbar zu machen. Nur dann ist es möglich, durch geeignete Materialwahl eine Kombination aus Ansteuerung, Druckfarbe (Tinte bzw. Toner) und Bedruckstoff zu identifizieren. Hierbei ist zu erwähnen, dass sich der Fogra-PSD gegenwärtig auf Bedruckstoffe beschränkt, deren farbmetrische Bewertung mit Hilfe von ISO-13655-kompatiblen Farbmessgeräten sinnvoll ist. Mit anderen Worten: Es muss eine messtechnische Übereinstimmung zwischen einem konventionellen Druck und dem zu prüfenden Digitaldruck mit der visuellen Farberscheinung überprüfbar sein. Das bedeutet, dass vorerst papierähnliche Bedruckstoffe zum Einsatz kommen.

Umfangreiche Untersuchungen der Fogra zeigen, inwiefern verschiedene »Kombinationen« in der Lage sind, eine definierte Druckqualität zu erreichen. Aktuelle Ergebnisse bilden die Grundlage für die verwendeten Zielwerte und Toleranzen der relevanten Bildqualitätsattribute. Diese sind auf der Themen-Webseite der Fogra publiziert. 

Die Vorteile des Fogra Prozess Standard Digitaldruck

  • Erhöhte Produktionssicherheit und reibungsloser Ablauf
  • Reduzierte Kosten im Hinblick auf Material und Zeit
  • Qualitätssteigerung des Druckprodukts

Die konkreten Prüfinhalte sind:

  • Ausgabe-Prozesskontrolle Erreichen einer reproduzierbaren Druckausgabe
  • Farbtreue  Prozess- und materialübergreifende Realisierung der beiden Anwendungsfälle: 
    Einheitliche Druckausgabe hinsichtlich einer zu definierenden Referenz (z. B. FOGRA39) 
    Anmutungsmaximierender und konsistenter Druck von RGB-Datenbeständen
  • Workflow Realisierung einer gleichartigen Druckausgabe mit verschiedenen Ansteuerungen auf Basis komplexer PDF-Dokumente. Vorhandensein geeigneter Produktionsbedingungen und Gerätetechnik

 Autor: Andreas Kraushaar (Abteilung Vorstufentechnik der Fogra München)

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